Was ist Tierpsychologie?
Zur Tierpsychologie gehören die angewandte Ethologie (Lehre vom Verhalten der Tiere) und die Verhaltensbiologie. Obwohl der Begriff Tierpsychologie im allgemeinen Sprachgebrauch häufig verwandt wird, bezeichnen viele Psychologen ihn als irreführend - denn die Psychologie bezieht sich ausschließlich auf die Psyche des Menschen, nicht auf das Verhalten von Tieren.Sowohl die Ethologie als auch die Verhaltensbiologie beschäftigen sich mit den typischen Verhaltensweisen von Tieren und untersuchen unter anderem den Ablauf von Bewegungsweisen, die Ursachen und Funktionen von Verhalten sowie die stammesgeschichtliche und individuelle Entwicklung. Im Fokus der Tierpsychologie stehen dagegen weniger das normale oder typische Verhalten, sondern individuelle und subjektive Verhaltensphänomene.
Wie kann ein Tierpsychologe helfen?
Papageien, die sich unentwegt die Federn ausrupfen oder Katzen, die Wolle fressen, verhalten sich anormal. Schuld daran sind entweder organische Erkrankungen oder äußere, umweltbedingte Einflüsse: Ein Hund, der ständig in der Wohnung uriniert, leidet möglicherweise einfach an einer Blasenentzündung. Daher sollten Tierhalter immer als Erstes einen Tierarzt aufsuchen, der feststellen kann, ob medizinische Gründe als Erklärung für auffällige Verhaltensweisen in Frage kommen.Ist dies nicht der Fall, sollte ein Tierpsychologe konsultiert werden. Er ist darauf spezialisiert, Gründe für die Verhaltensstörungen von Hund, Katze, Pferd oder Papagei zu finden und geeignete Therapiemaßnahmen vorzuschlagen. Er hilft so dem Tierhalter, sein Haustier besser zu verstehen und Missverständnissen vorzubeugen. Denn viele Haustierbesitzer fühlen sich mit den anstrengenden Verhaltensstörungen ihrer Tiere überfordert und wissen nicht, wie sie helfen können.
Wie erkenne ich, ob mein Haustier verhaltensgestört ist?
Haustierhalter müssen unterscheiden zwischen Verhaltensweisen, die zwar unerwünscht, aber typisch für eine bestimmte Tierart sind, und echten Verhaltensstörungen. Für Katzen ist es beispielsweise natürlich, sich die Krallen zu schärfen – auch am teuren Ledersofa. Diese Verhaltensweise kann dem Tier zwar abgewöhnt werden, doch es handelt sich um natürliches, instinktives Verhalten.Verhaltensstörungen dagegen sind unnatürlich und äußern sich zum Beispiel durch unmotivierte und sich ständig wiederholende Lautäußerungen oder Verhaltensweisen, Selbstverstümmelungen, extreme Angstzustände, Depressionen, Unsauberkeit oder Aggressionen gegen andere Tiere und Menschen.
Wer kann den Beruf eines Tierpsychologen ausüben?
Der Begriff Tierpsychologe ist in Deutschland keine geschützte Berufsbezeichnung. Das bedeutet, dass sich im Prinzip jeder als Tierpsychologe bezeichnen kann und somit viele selbsternannte Tiertherapeuten praktizieren, die keine verhaltensbiologische Ausbildung absolviert haben.Aufgrund dieser Problematik haben sich bereits 1990 eine Reihe von Tierpsychologen, Fachtierärzten für Verhaltenskunde, Tierverhaltenstherapeuten sowie Biologen und Zoologen in Deutschland und Österreich zum Verband der Haustierpsychologen e.V. (VdH) zusammengeschlossen. Der Verband hat es sich zum Ziel gesetzt, einheitliche und anspruchsvolle Qualitätsstandards für Tierpsychologen zu schaffen und ließ den Begriff "Tierpsychologe VdH" rechtlich schützen. Tierpsychologen mit diesem Titel haben dem VdH zufolge eine wissenschaftliche Ausbildung in Ethologie absolviert und sind spezialisiert auf Verhaltensprobleme bei Hunden, Katzen oder Pferden.